Da ist es wieder: das Jahresende. Zeit, das Jahr 2022 Revue passieren zu lassen. Ehrlich, ungeschönt und voller Dankbarkeit. Wir werfen den Blick zurück mit unserem Geschäftsführer Stefan Schleicher.
Lieber Stefan, das Jahr 2022 in einem Satz:
Das kann ich sogar in einem Wort zusammenfassen: Turbulent! Das würde es ganz gut beschreiben.
Erkläre uns das bitte etwas genauer:
Im Wesentlichen waren es drei Dinge, die 2022 so turbulent gemacht haben. Zu Beginn des Jahres haben wir die Pflege-WG in Dietramszell übernommen, eine Aufgabe, die wir in den Jahren zuvor abgelehnt hatten. Der Start erwies sich als etwas holprig, da gleich zwei Mitarbeiter*innen, die für die Versorgung in der WG vorgesehen waren, kurzfristig abgesprungen sind. Noch dazu war die WG entgegen unserer Informationen nicht zeitnah voll zu besetzen. Statt Wartelisten drei Monate Leerstand. Wir haben uns davon aber nicht entmutigen lassen, sondern investiert, bis alle Zimmer der WG einen Bewohner hatten. Da haben wir uns zu etwas hinreißen lassen, das uns anders dargestellt worden ist und mussten erstmal ganz schön rödeln.
Ein weiterer Punkt, der zur Turbulenz beitrug, waren die noch immer für den Pflegebereich geltenden Corona-Maßnahmen mit anhaltender Testpflicht und der Impf-Pflicht seit dem 1.3.2022. Das hat unseren Markt noch einmal ordentlich durcheinander gewirbelt. Wir mussten Nicht-Geimpfte ans Gesundheitsamt melden, durften ungeimpfte gute Bewerber nicht einstellen. Eine Wahnsinnsbürokratie.
Gleichzeitig wuchs eine enorme Nachfrage für unsere Kurzzeitpflege-daheim!. Für dieses Angebot brauchen wir extrem viel Personal, das wir seit einiger Zeit in Italien akquirieren. Leider werden uns hier auch zunehmend Steine in den Weg gelegt, z.B. durch nicht zugängliche Förderprogramme oder fehlende Schnittstellen in den Bewerber-Portalen.
Worauf seid ihr stolz in 2022?
Zwei Dinge. Wir sind stolz darauf, dass wir die Pflegezentrale dank eines absoluten Top-Teams durch diesen rauen Wellengang gelenkt haben. Ich sage es wohl jedes Jahr, aber wir sind wahnsinnig stolz auf unser Team und seinen Zusammenhalt, der sich von Jahr zu Jahr übertrifft. Jeder denkt für die Firma, für das Team und springt für den anderen ein. Ja, es ist wirklich eine zweite Familie hier.
Ein weiterer Moment, der uns in diesem Jahr stolz gemacht hat, war der 10. Oktober. An diesem Tag wurden wir vom bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek im Rahmen des Preises für zukunftsweisende Wohn- und Pflegeprojekte in Bayern 2022 für unsere Kurzzeitpflege-daheim! ausgezeichnet. Der Preis war eine tolle Bestätigung für mich und unser Team. Besonders möchte ich hier unserer Pflegedienstleitung Melanie Grünewald danken, die von Anfang an an dieses Konzept geglaubt und mich unheimlich bei der Umsetzung unterstützt hat, indem sie mir immer den Rücken freigehalten und gestärkt hat. Umso schöner war, dass sie mich bei der Preisverleihung begleitet hat und diesen Preis gemeinsam mit mir entgegennehmen konnte.
2022 war auch ein Jubiläumsjahr für die Pflegezentrale. Habt ihr gefeiert?
Und wie! 30 Jahre Pflegezentrale mussten einfach gefeiert werden. Wir haben uns für eine Feier mit dem gesamten Team entschieden, ein krachendes Firmenfest, das bis in die frühen Morgenstunden ging. Die beiden Firmengründer Günter und Daniela Wagner haben allen Mitarbeiter*innen herzlich für ihren Einsatz gedankt und einen kleinen Firmenrückblick präsentiert. Von ihren Anfängen über die verschiedenen Stationen bis heute – ein beeindruckendes Lebenswerk! Da es die Wagners nun verdientermaßen etwas ruhiger angehen lassen, führe ich gemeinsam mit Melanie die Pflegezentrale im Sinne der beiden weiter. Mit Maximilian ist seit diesem Jahr auch die nächste Generation Wagner im Unternehmen und unterstützt uns im Bereich Personalmanagement. Ich persönlich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit, ich kenne Maxi seit nunmehr 20 Jahren und freue mich, dass er nun auch bei uns im Unternehmen ist.
Der beste Tag 2022:
Das war intern tatsächlich das Mitarbeiterfest. Und nach außen definitiv die Auszeichnung für unsere Kurzzeitpflege-daheim!.
Der schlimmste Tag 2022:
Das war der 27. Februar, zwei Tage vor der Inbetriebnahme der Pflege-WG in Dietramszell. Zwei langjährige Mitarbeiterinnen kündigten uns unvermittelt an diesem Tag. Beide waren fest im Team der Pflege-WG eingeplant. Das hat uns hart getroffen und bedeutete für unsere Pflegedienstleitung und das gesamte Team einen unglaublichen Kraftakt, diese Situation schnell zu lösen. Da hat es uns schon kurz den Boden unter den Füßen weggezogen.
Welche Erkenntnisse brachte das Jahr noch mit sich?
Wir haben wieder einmal festgestellt, dass wir eine wahnsinnig stabile Organisationsform aufweisen. Besonders bewusst wurde uns das, als die Tariftreue in diesem Jahr für die Entlohnung der Pflegekräfte eingeführt wurde, also eine Angliederung an den öffentlichen Tarif, der sogar deutlich unter unseren Löhnen lag. Während zwei Pflegedienste in unserem lokalen Umfeld daraufhin schließen mussten, führte die Einführung der Tariftreue bei uns dazu, dass wir unseren operativen Mitarbeitern allen eine freiwillige Zulage in Höhe zwischen 100 und 300 Euro im Monat zahlen, damit sie weiterhin das verdienen, was sie auch zuvor bei uns verdient haben. Das war wieder eine Situation, in der wir gemerkt haben, wie gut wir auf plötzliche Vorgaben reagieren können, während es andere aus der Spur haut. Egal, was von außen auf uns hereinprasst, wir lassen uns nicht lange durchrütteln, sondern lösen pragmatisch im Team. Das ist das Vermächtnis der Wagners, das wir hier fortführen.
Deine Wünsche für 2023?
Es darf gerne ein bisschen ruhiger werden. Nicht innerhalb des Unternehmens, da darf es spannend bleiben, aber hinsichtlich der äußeren Umstände z. B. von politischer Seite. Wir hätten gerne unsere unternehmerische Freiheit wieder zurück. Selbst bestimmen zu dürfen, was wir für unsere Leistungen verlangen möchten und was unsere Mitarbeitenden verdienen dürfen. Wir würden Angestellten gerne sagen: „Du machst hier einen hervorragenden Job, gerne möchten wir dir eine Gehaltserhöhung geben.“ Momentan scheitert so etwas an der Obergrenze für das Landesentgeltniveau.
Und welche Pläne gibt es für das neue Jahr?
Wir haben zwei ganz große Projekte vor uns. Das eine Projekt dreht sich um Kurzzeitpflege-Wohnungen. Wir möchten künftig die Kurzzeitpflege auch Bedürftigen anbieten, die in ihren vier Wänden keine Möglichkeit haben, eine persönliche Pflegekraft unterzubringen.
Projekt Nummer 2 geht in die Richtung Pflege-Bauernhof. Beides sind Herzensprojekte und befinden sich in der Konzeption für nächstes Jahr. Die ersten Gespräche mit den Kooperationspartnern beider Gebäude laufen. Mehr kann ich noch nicht verraten, aber es sind zwei tolle Projekte, die da vor der Tür stehen.
Der Bauernhof könnte schon 2023 in Betrieb gehen, die Kurzzeitpflege-Wohnungen werden vermutlich noch etwas länger dauern. Darauf wollen wir uns konzentrieren und das am liebsten mit unserem heutigen Team.