Lieber Stefan, wieder blicken wir zurück auf ein Pandemie-Jahr. War 2021 ein gutes oder ein schlechtes Jahr für die Pflegezentrale?

2021 war zwar reich an Turbulenzen, aber insgesamt ein gutes Jahr für uns mit einem vielversprechenden Ausblick auf 2022.

Was steht auf der Haben-Seite? Worauf seid ihr stolz in diesem Jahr?

Wir durften in diesem Jahr mehrere tolle Erfahrungen machen. Allen voran mit unserer Personalakquise in Italien, die unsere Erwartungen völlig übertroffen hat. Während die Akquise vor zwei Jahren noch etwas schleppend lief, haben wir dank der tollen Vorbereitung unserer italienischen Mitarbeiterin Ermira gleich mehrere unglaublich gut besuchte, tolle Veranstaltungen in Italien erlebt. Zweihundert Zuhörer kamen zu unseren Vorträgen in den Pflegeschulen. Davon haben sich rund hundert Pflegekräfte bei uns beworben und absolvieren gerade einen Deutschkurs.

Stolz sind wir außerdem auf unser bestehendes Team – das wichtigste Element auf unserer Haben-Seite. Als die Pandemie vor knapp zwei Jahren über uns hereinbrach, war ich unheimlich beeindruckt von dem Zusammenhalt, der in unserem Team zu spüren war. 2021 haben die Kollegen noch einmal einen obendrauf gesetzt und diesen Zusammenhalt enorm gesteigert. Ich erlebe da extrem viel Kollegialität und gegenseitige Hilfsbereitschaft, wenn Dienstpläne kurzfristig geändert werden müssen und KollegInnen füreinander einspringen müssen.

Also konntet ihr auch Positives aus der Pandemie ziehen?

Auch wenn das Positive nicht gerade überwiegt, hat sich durch die Situation manches auch zum Vorteil entwickelt. Beispielsweise bei der Digitalisierung. Unsere interne Struktur ist deutlich besser und effizienter geworden. Alle Mitarbeiter können nun von überall aus arbeiten. Die Meetings finden oft digital statt, kommen schneller zum Punkt und führen zu direkten Entscheidungen.

Was verzeichnest du auf der Soll-Seite? Was lief nicht so gut wie erwünscht?

Wie schon im Vorjahr sind die Hilfsmittel wie Masken und Desinfektionsmittel immer noch unglaublich teuer. Wir bekommen das Geld zwar zurückerstattet, müssen aber erstmal in Vorkasse gehen, was bei der Preisentwicklung größeren Investitionen gleichkommt. Insgesamt hat sich im Gesundheitswesen im Umgang mit der Pandemie zum Vorjahr kaum etwas gebessert.

Was war die größte Herausforderung des Jahres 2021?

Das war das Gerichtsurteil über die 24h-Pflege. Das Bundesarbeitsgericht hat geurteilt, dass Angestellte in der 24h-Pflege auch für ihre Bereitschaftszeit den Pflegemindestlohn bekommen müssen. Durch die teilweise immense Preiserhöhung haben sich manche Kunden für alternative Versorgungsmodelle entschieden. Die Umstellung der Kunden von der 24h-Pflege auf Mehrstundenpflege brachte sehr intensive und zeitaufwendige Gespräche mit sich. Wo wir dagegen zulegen konnten, war die Kurzzeitpflege. Gerade in der Ferienzeit wurde dieses Angebot sehr gut angenommen.

Wie ist der Impfstatus bei der Pflegezentrale?

Zum Jahresende haben wir im ambulanten Dienst eine Impfquote von hundert Prozent, worüber ich mich sehr freue. Trotz vieler covidinfizierter Patienten in diesem Jahr hatten wir nicht einen covidbedingten Personalausfall, sondern lediglich zwei prophylaktische Quarantänefälle. Diese Bilanz können wir sicherlich auf unsere hohe Impfquote zurückführen.

Was sind eure Pläne für 2022?

Für das kommende Jahr steht einiges an. Zum Jahresende haben wir eine tolle Nachricht bekommen: Wir dürfen demnächst eine Pflege-Wohngemeinschaft in Dietramszell übernehmen. Für uns ein echter Erfolg und eine großartige Bestätigung unserer Arbeit. Wir werden in drei Schichten mit unserem Personal dafür sorgen, dass die neun Bewohner der WG rund um die Uhr betreut, medizinisch versorgt und gepflegt werden. Zu den Pflegekräften stellen wir auch die Haushaltskräfte, die mit den Bewohnern kochen und die Reinigung der Räume übernehmen. Langfristig möchten wir den stationären Bereich in der Pflegezentrale erweitern und ambulant betreute Wohngemeinschaften zu unserem Aushängeschild machen.

Völlig neu anpacken möchten wir außerdem die Beratungsgespräche für pflegende Angehörige. Bislang stehen sie oftmals unter dem Licht eines Kontrollbesuchs. So empfinden es die Angehörigen zumindest, wenn sie die halbjährlichen Beratungsgespräche mit uns führen, um weiterhin eine Kostenübernahme durch die Kassen bewilligt zu bekommen. Unsere Mitarbeiterin Birgit Hafner wird zum 1.1.2022 ein neues Team installieren, das sich nur diesem Geschäftsfeld widmet und es unter anderem in Form fester Beratungsnachmittage und Angehörigen-Cafés revolutionieren wird. Unser Ziel ist, dadurch den Kundenstamm an Beratungskunden zu verdoppeln und diesem eine echte Beratung rund um das Thema Pflege in den eigenen vier Wänden zu bieten. Wir möchten eben keinen „Kontrolltermin“ abhalten, sondern einen echten Mehrwert für alle an der Pflege beteiligten Personen schaffen.

Zu unseren Plänen fürs neue Jahr zählt auch unser Firmenjubiläum. Die Pflegezentrale ist mittlerweile erwachsene 30 Jahre alt. Bislang konnten wir den Anlass nicht so feiern, wie wir uns das wünschen. Wir sind aber optimistisch, dass wir unser Jubiläum im Jahr 2022 feierlich begehen können.