Patientinnen-Interview mit Margarete Sienel
Im Januar zog Margarete Sienel im Pflegehof ein. Seitdem ist sie der lebhafte Sonnenschein in unserer WG-Runde. Zuvor lebte die 75-Jährige im schönen Sendling. Obwohl sie noch eine Weile lang hätte alleine zu Hause wohnen und sich selbst versorgen können, hat sie die Gelegenheit ergriffen in eine betreute Wohnform umzuziehen. Der Alltag aus Einkaufen, Putzen und Kochen wurde ihr einfach zu viel. Heute hilft Margarete Sienel um so lieber beim Kochen, wenn es viel zu tun gibt. Wie ihr neues Leben auf dem Pflegehof aussieht, erzählt sie in diesem Interview.
Liebe Frau Sienel, wie gefällt Ihnen das Leben auf dem Pflegehof?
Ich muss wirklich sagen, es gefällt mir hier seit dem ersten Tag sehr gut. Ich bin bestens in der WG aufgenommen worden und habe mich von Anfang so gefühlt, als ob ich schon ewig hier wäre. Das liegt natürlich vor allem an den netten Mitbewohnern und Betreuern hier auf dem Pflegehof. Außerdem genieße ich jeden Tag mein schönes Zimmer hier und das leckere Essen, das wir uns kochen. Besonders gefällt mir das Zusammensein und die Unterhaltung mit meinen WG-Mitbewohnern, aber auch, dass ich mich jederzeit auf mein Zimmer nach oben zurückziehen kann, wenn ich etwas Ruhe möchte. Ich bin wirklich rundum zufrieden und kann hier richtig aufblühen.
Wie sieht ein normaler Tag auf dem Pflegehof aus?
Um 7 Uhr kommt jemand vom Pflege-Personal und bringt mir meine Tabletten für die Schilddrüse. Damit beginnt mein Tag. Manchmal bleibe ich dann noch ein wenig im Bett, manchmal stehe ich aber auch gleich auf, gehe duschen und mache mich fertig für’s Frühstück, denn morgens brauche ich erstmal einen Kaffee.
Meistens bin ich am Morgen die Zweite, die runter zum Frühstücken in unserem Gemeinschaftsraum kommt. Nach und nach trudeln dann alle ein und wir sitzen noch eine ganze Zeitlang beim Frühstück und ratschen bis es dann bald schon Zeit wird, das Mittagessen vorzubereiten. Da helfen wir manchmal auch mit, wenn es etwas zu tun gibt wie Zwiebeln schneiden, Gemüse putzen. Ab und zu spielen wir dann auch noch eine Runde Mensch-Ärger-Dich-Nicht. Und dann gibt es auch schon Mittagessen.
Nach dem Essen gehe ich gern auf mein Zimmer und lese. Am liebsten historische Romane und Krimis. Irgendwann komme ich dann wieder runter für ein Plauderstündchen mit den anderen. Bei schönem Wetter gehen wir gerne zu den Tieren, machen wir einen Spaziergang in der schönen Umgebung, bei schlechtem Wetter machen wir Gemeinschaftsspiele.
Wenn der Tag zu Ende geht, essen wir miteinander zu Abend und danach mache ich es mir mit einem Buch oder dem Fernseher auf meinem Zimmer gemütlich. Die anderen Bewohner bleiben dann meistens zusammen im Wohnzimmer und schauen gemeinsam fernsehen.
Wer macht den Speiseplan? Dürfen die Bewohner da mitbestimmen?
Wenn der Wochenplan zusammengestellt wird, werden wir immer gefragt, ob wir Vorschläge oder Wünsche haben, was es zu Essen geben soll. Auch, was man mal als Abwechslung zu Abend essen könnte, z.B. mal einen Wurstsalat statt Wurstbrot. Da beteiligen wir uns schon.
Welches ist Ihr Lieblingsplatz auf dem Pflegehof?
Mein Lieblingsplatz ist in unserem Gemeinschaftsraum, wo wir essen und spielen – immer am selben Platz mitten im Leben bei den anderen. Bis jetzt war es draußen oft noch kühl, sodass ich mich bisher am meisten drinnen aufgehalten habe. Aber wir haben auch schonmal bei schönem Wetter draußen in der Sonne an einem schönen Plätzchen gesessen und geratscht.
Haben sich schon erste Freundschaften gebildet?
Eigentlich komme ich mit allen hier gleich gut klar. Ich mag meine WG-Mitbewohner wirklich alle unheimlich gern, habe aber den engsten Kontakt mit meiner Sitznachbarin Karin. Ich bin ja als letzte WG-Bewohnerin hinzugekommen und wurde sofort in die Gemeinschaft integriert. Das hat mir sehr imponiert und auch sehr gefallen. Ich war gleich mittendrin, hatte nie das Gefühl, die Neue zu sein. Allerdings bin ich auch sehr lebhaft und zugewandt.
Wie gefällt Ihren Besuchern Ihr neues Zuhause?
Wenn meine Tochter und meine Enkelin Frieda mich besuchen, sind die Tiere für die kleine Enkelin das Highlight. Sie ist erst vier und bei ihrem ersten Besuch war sie völlig begeistert, dass sie Hühner und Ziegen streicheln konnte.
Haben Sie schon einen besonders schönen Moment auf dem Pflegehof erlebt?
Das war als meine Enkeltochter mich das erste Mal hier besucht hat. Da hat sie gesagt: „Oma, du hast aber jetzt eine kleine Wohnung.“ Denn zuvor habe ich in Sendling in einer 3-Zimmer-Wohnung gelebt. Dieser Kommentar hat mich an dem Tag schon sehr berührt. Was so kleine Kinder schon alles registrieren!
Fühlen Sie sich gut betreut auf dem Pflegehof?
Absolut. Zum Glück brauche ich noch nicht so viel Betreuung und kann mir noch gut selbst helfen, um mich selbst und mein Zimmer herzurichten. Aber es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich hier jederzeit zu den Betreuern kommen kann, wenn ich Probleme haben sollte. Ich genieße es sehr, dass ich mich nicht um Einkäufe, Kochen und Putzen eines ganzen Haushaltes kümmern muss. Außerdem bekomme ich täglich meine Medikamente, mein Blutdruck wird regelmäßig gemessen und freue mich über die gute Unterstützung und Unterhaltung im Alltag.
Vermissen Sie die alte Wohnung?
In der Anfangszeit habe ich schon noch oft an meine Wohnung gedacht. Ich habe dort lange mit meinem Mann gelebt, der vor 3 Jahren gestorben ist. Nach vielen Jahren in dieser Wohnung in Sendling war der Wechsel in einen neuen Lebensabschnitt hier in die Pflege-WG schon ein großer Schritt. Man lässt ein wesentliches Stück seines alten Lebens hinter sich und beginnt etwas ganz Neues. Das ist nicht ganz leicht. Aber ich sehe es positiv: Aus der Sicht meiner Enkelin habe ich zwar nur noch ein Zimmer, dafür aber jede Menge Tiere, auf die sie sich freut, wenn sie mich besucht!
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Sienel.